Die Zukunft der Weblogs

Weblogs haben das Internet und deren Handhabung entscheidend verändert. Nicht weil Weblogs technische Neuheiten anbieten oder deren Artikel in erster Linie chronologisch aufgelistet werden (die meisten News- bzw. Community-Portal sind chronologisch aufgebaut), sondern aus dem richtigen Mix zwischen einfacher Bedienung und simpler Verlinkungsstruktur. Doch das Erscheinungsbild von Weblogs wird sich in nächster Zeit drastisch verändern, denn einige Eigenschaft der Weblogs erweisen sich als problematisch.

Blogs für Dummies

Wie kaum eine andere Software zuvor, verbreiten sich Weblogsysteme. Mit ein Grund neben der offenen Architektur ist die einfache Handhabung, Bedienung und Wartung dieser Systeme, welche auch technisch unbedarften Personen ermöglicht, anschauliche und interessante Webseiten zu betreiben und zu pflegen. Zudem können durch Trackback und Pingback selbst auch jene Personen für die Bewerbung ihrer Webseiten sorgen, welche normalerweise mit SEO (Suchmaschinenoptimierung) und Verlinkung nichts im Hut haben.

Vorzüge von Weblog-Systemen

  • offene Architektur
  • dutzende Anbieter kostenloser Weblog-Provider
  • einfache Installationsroutine
  • nahezu unbegrenzte Anzahl an kostenlosen Templates
  • nahezu unbegrenzte Erweiterungsmöglichkeiten durch Plugins, dank offenem Quellcode
  • keinerlei html- bzw. Web-Kenntnisse zum Schreiben neuer Artikel notwendig
  • Formatierung der Texte und Einfügen von Bildern ähnlich Word
  • Artikel lassen sich nach Belieben kategorisieren
  • Artikel lassen sich durch Tags zusätzlich katalogisieren
  • suchmaschinenoptimierte Links werden durch die Software automatisch erzeugt
  • (Halb) automatische Verlinkung dank Trackback und Pingback
  • automatische Benachrichtung von Portalen ala Technorati
  • automatische Erzeugung von RSS-Feeds

Nachteile durch die rasante Verbreitung

Man könnte jetzt meinen, alles sei in Butter, doch je weiter sich Weblogs verbreiten und deren Wichtigkeit zunimmt (zumindest für die Anhänger), umso mehr werden auch die Nachteile sichtbar.

Nachteile der Weblogs

  • Ein Weblog gleicht dem anderen
  • schlechte interne Verlinkungsmöglichkeit
  • vermehrtes Aufkommen von Kommentar und Trackbackspam
  • Links verlieren zunehmend an Gewicht bei Suchmaschinen
  • doppelter und dreifacher Content für Suchmaschinen durch Tags und Feeds
  • Contentklau durch RSS

Es ist nicht von der Hand zu weisen, Weblogsysteme haben viele Leute dazu bewegt, selbst im Internet aktiv zu werden, aber viele Errungenschaften, welche noch vor einem Jahr hoch angepriesen wurden, verlieren zunehmend an Bedeutung.

Problem: Spam
Das grösste Problem dürfte das vermehrte Spamaufkommen sein. Da ein Blog mehr oder weniger dem anderen gleicht, ist es für Spambetreiber ein leichtes, Scripte zu schreiben, um automatisch Millionen von Weblogs zuzuspammen.

Allerdings darf man nicht nur den Spammern das Problem in die Schuhe schieben, auch der jeweilige Webmaster selbst müsste sich mal an der eigenen Nase fassen. Oftmals ist dieser durch seine Link-Geilheit selbst Schuld, dass dieser massenweise Spam bekommt. Siehe auch Blog-Spam vermeiden.

Abhilfe schafft (1) nicht wie wild überall Links setzen, (2) keine unnötigen Pingdienste anpingen, (3) eine Captcha-Lösung und bei Bedarf (4) ein Backlinkchecker für die jeweiligen Trackback-Kommentare. Anti-Spam-Programme kann man getrost in den Müll kippen, da diese nicht wirklich 100% effizient sind, die Webseiten verlangsamen und nur Ressourcen verbrauchen.

Problem: Tags
Tags sind für die Web 2.0 Anhänger die Innovation schlechthin. Mit Tags lassen sich alle erdenklichen Dinge klassifizieren bzw. einer bestimmten Kategorie zuteilen. Ist zwar nicht neu (man denke an die Meta-Keywords) aber heutzutage gibt es keine Web 2.0 Anwendung, welche nicht mit Tags auskommt. Egal ob Suchmaschinen (ala Technorati) oder Bookmarkdienste (ala del.icio.us), etc.

Leider werden diese Tags von sogenannten Suchmaschinen-Optimierern (eigentlich sollte man sagen Suchmaschinen-Manipulierer) zunehmend missbraucht um deren eigene Projekte noch vorne zu pushen. Bleibt zu befürchten, dass den Tags das selbe Schicksal widerfährt wie den Meta-Keywords und diese mehr und mehr bedeutungslos werden.

Problem: Links
Mit den Aufkommen von Weblogs, deren Trackback-Funktion und der Mentalität des gegenseitigen Verlinkens fühlte sich wohl jeder wie ein professioneller Suchmaschinen-Optimierer. Auf einmal konnte dieser mit geringem Aufwand selbst dafür sorgen, dass möglichst viele Webseiten zu einem seiner Artikel verlinkt. Schliesslich hat auch der letzte Mensch mitbekommen, dass externe Verweise das A und O für eine gute Suchmaschinenplatzierung ist.

Allerdings kennen auch die Suchmaschinenbetreiber diese Vorgehensweise, sodass man davon ausgehen kann, dass einzelnen Links nicht mehr soviel Bedeutung zugemessen wird. Im schlimmsten Fall ignorieren Google & Co Verweise von Weblogs, ähnlich wie diese es bereits bei Gästebüchern tun.

Problem: Contentklau
RSS ist eine wirklich tolle Erfindung (siehe auch Mysterium RSS). Allerdings hat die Verwendung von RSS-Feeds einen nicht zu unterschätzenden Nachteil. Das Klauen ganzer Artikel und als seine eigene Leistung zu verkaufen ist dadurch kinderleicht.

Dazu muss man einfach den bereitgestellten RSS-Feed in seine Webseite einbauen, mit CSS das Aussehen nach seinen Wünschen anpassen, und schon glauben alle Besucher, die Texte stammen von ihm. Das wird zur Folge haben, dass früher oder später kein Webmaster mehr vollständige Feeds anbieten wird, sondern nur noch auszugsweise.

Problem: Einheitsbrei
Je mehr Leute ein und das selbe Software-System verwenden, umso einheitlicher wird das Internet. In der Tat ist es so, dass man sich nur einen Weblog ansehen muss, um alle anderen zu kennen. Die einzige Änderung welche zur Zeit zu beobachten ist, ist dass die Blogbetreiber vom 2-spaltigen Layout zum 3-spaltigen Layout wechseln, damit diese noch mehr in die Sidebars reinquetschen können.

Ein bisschen mehr Kreativität wäre wünschenswert, aber ich sehe es ja bei diesem Blog selbst. Layout einmal erstellt und damit Ende. Sollte man doch mal wieder ändern und erweitern.

Fazit

Dass sich in Zukunft viel ändern wird, dürfte wohl jedem sonnenklar sein. Das liegt in der Natur des Internets. Was heute hipp ist, ist in drei jahren ein alter Hund und kann keiner mehr sehen.

Weblogs werden aber auch in der nächsten Zeit tonangebend sein und kontinuierlich wachsen. Allerdings wird man immer mehr Zeit benötigen, um mit einem Weblog erfolgreich und bekannt zu werden. Auch werden sich all jene schwer tun, welche Weblogs nur aus der Sicht der Suchmaschinenoptimierung nutzen.

Wem das oben genannte jetzt absolut nicht interessiert hat, weil er sich lieber auf das Verfassen von guten Content beschränkt, der kann nicht so falsch liegen. Denn ein guter und interessanter Artikel macht mehr aus, als das verwendetete System. Man könnte auch nur mit Word eine erfolgreiche Webseite betreiben, aber soweit will ich mich jetzt auch nicht hinauslehnen.

2 Antworten zu “Die Zukunft der Weblogs”

  1. Servus 😉
    Im Grossen und Ganzen stimm ich Dir zu. Aber zu den Nachteilen muss ich doch was anmerken:

    * Ein Weblog gleicht dem anderen

    Das muss nicht sein. Ausserdem schaut im Grunde auch jede andere Webseite ähnlich aus, wenn sie mit dem gleichen Tool erstellt wurde. also gilt das im Grunde auch für alle CMS, Editoren etc.

    * schlechte interne Verlinkungsmöglichkeit

    Das verstehe ich nicht ganz – wie meinst Du das?

    * vermehrtes Aufkommen von Kommentar und Trackbackspam

    Das wird bei jedem interaktiven Tool nicht anders sein. Und dagegen gibts auch perfekte Schützer – hast ja selbst einen eingebaut 😉 Ich leb damit wie mit dem täglichen Spam in der Mailbox – abblocken, entsorgen – fertig.

    * Links verlieren zunehmend an Gewicht bei Suchmaschinen

    Wer nur auf Verlinken in Blogs setzt, hat sowieso schon verloren….

    * doppelter und dreifacher Content für Suchmaschinen durch Tags und Feeds

    DAS ist sicher ein grösseres Problem. Daher verwende ich die Taggerei schon mal gar nicht.

    * Contentklau durch RSS

    Ich kennzeichne meine Feeds mit einem Copyright. Aber der Klau durch Feeds hängt jetzt auch nicht direkt mit Weblogs zusammen – denn RSS kann ich auf jeder interaktiven Webseite anwenden/einbauen.

  2. Bin grad auf deinen Text gestossen. Sehr interessant! Mittlerweile haben sich die Blogs, meiner Meinung nach, schon durchgesetztz. Eine einfache Möglichkeiten Informationen anzubieten und den User durch Kommentare einzubinden.